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Wenn ich meinen Blick beim Spaziergang links und rechts des staubigen Weges über die Felder schweifen lasse, stechen mir viele farbenfrohe Punkte ins Auge. Es sind indische Frauen, die in ihren Saris die Arbeit am Feld verrichten oder die abgemagerten Kühe und Ziegen hüten. Ihre bunte Kleidung lässt sie so fröhlich wirken, als ob die Arbeit kein bisschen anstrengend wäre als ob die Sonne nicht unablässig auf sie niederbrennen würde, als ob die Tatsache, dass sie arm sind und kaum zu essen haben, sie nicht bedrücken würde.

Vieles ist mir fremd hier, manches kann ich gar nicht verstehen. Beeindruckt bin ich zum Beispiel von der Einfachheit, die hier die Tages- und Nachtzeit prägt: Auf dem Boden schlafen ohne Decke oder Polster oder Kuscheltier, sich ü ber eine Hand voll Erbsen freuen und den ganzen Tag barfuß durchs Leben gehen. Beeindruckt bin ich auch davon, wieviel Zeit Menschen zum Miteinander-Reden nützen können, weil sie nicht ständig abgelenkt sind von Emails schreiben oder Autoputzen. Und beeindruckt bin ich davon, dass die Saris immer so schön sauber sind, obwohl die Frauen immer am Boden sitzen, Kinder versorgen und am Feld arbeiten. Ich weiß nicht, wie sie das machen, eine Kleidung wird irgendwie ständig schmutzig.

Wenn ich meinen Blick in der Kirche über die Köpfe der anderen schweifen lasse mit bereits schmerzenden Knien weil ich langes Knien nicht gewöhnt bin und mir der wunderbare Duft der Jasminblumen in den Haaren der Frau vor mir in die Nase sticht, sehe ich Menschen die ihr Leben in die Hand Gottes gelegt haben. Gott ist präsent in ihrem Leben und es scheint, ihr Glaube ist wohl das, was ihrem einfachen Leben Halt gibt.

Gott und Götter sind auch präsent in den vielen hinduistischen Tempeln und Gebetsstätten, die überall in den Dörfern und auf den Feldern verteilt sind. Beinahe kitschig präsentieren sie sich als bunte Plastikgestalten, liebevoll geschmückt mit  Blumenkränzen und umringt von Duftstäben. Kleine Hunde- oder Pferdestatuen daneben, oder ein riesiger blau bemalter Stein. Oder Figuren, die ich nie zuvor gesehen habe. Jedes Mal, wenn ich an einem dieser Plätze vorbei komme, denke ich mir, welch vielfältige Plätze Gott sich da ausgesucht hat.

Wenn ich meinen Blick beim Spaziergang durchs Nesa Karangal schweifen lasse, begegnen mir viele freundliche Kindergesichter. Sie schauen mich mit ihren großen, braunen Augen an und lächeln, dass die Zähne blitzen. Es geht ihnen gut hier, denn sie haben im Nesa Karangal ein Zuhause und eine Familie gefunden, die ihnen das bietet, was sie für ihre Gegenwart und die Zukunft brauchen: Das Vorbild der Gemeinschaft und Nächsteliebe, egal welcher Fähigkeiten, Herkunft und Religion, genügend zu essen und die Möglichkeit zu lernen.

Ich finde es sehr beeindruckend, wie die Kinder ihr Leben meistern. Sie haben einen oder beide Elternteile schon früh verloren und leben hier ein Leben, das geprägt ist von gegenseitiger Fürsorge, Selbständigkeit und Disziplin. Jedes Mal wenn ich die strahlenden Kindergesichter sehe wünsche ich mir, dass sie glücklich sind und bleiben in ihrem Leben. Ich wünsche mir, dass sie die Erfahrungen, die sie hier im nesa Karangal machen, in die Welt hinaustragen. ich wünsche mir, dass mit dem Nesa Karangal ein samen gepflazt ist, der wächst, gedeiht und sich in ganz Indien verbreitet. Und ich wünsche mir, dass ich etwas von diesem Strahlen hier und auch etwas von den bunten Farben auf den Feldern mit zurück in mein Leben in Österreich nehmen und anderen Leuten weitergeben kann.

Beatrix Kumar war 2007 für vier Wochen zu Gast bei COPE.
Sie arbeitete im Nesa Karangal, in dem damals etwa 50 Waisenmädchen wohnten, mit und gab den Kindern Englischunterricht.

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