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Paula Schlagbauer, 17, Schülerin in Traunstein, lernte unsere Projektleiter Jesu und Rani bei ihrem letzten Besuch in Europa kennen. Bald darauf stand ihr Entschluss fest, sich Cope vor Ort in Indien anzusehen und so besuchte sie im Februar 2017 unser Projektzentrum. Kurz vor dem Ende ihres Aufenthalts hielt sie ihre Eindrücke fest.

Hupen gehört zum guten Ton

Das Erste, das ich von Indien mitbekommen habe, war der besondere Geruch. Eine Mischung aus Curry, Sand und vielen exotischen und unbekannten Dingen waberten mir im Flughafen von Trichy entgegen. Dort wurde ich von Rani, Jesu, Ruby und Kulandai Sami abgeholt. Gemeinsam fuhren wir zum Projektzentrum Nesa Karangal. Schon die Autofahrt war eine gute Vorbereitung auf die folgenden drei Wochen.

Von meinem Rücksitz aus konnte ich das unglaublich bunte, laute und chaotische Indien beobachten. Außerdem wurde ich sofort mit den „Verkehrsregeln“ vertraut gemacht. Es gibt nämlich scheinbar so gut wie keine und alles und jeden anzuhupen gehört zum guten Ton. Nach dieser ersten von vielen spannenden Auto- oder Achterbahnfahrten (wie man es eher nennen sollte) erreichten wir „das Nesa“. Die Kinder und MitarbeiterInnen begrüßten mich mit Tanz, einem Blumenkranz und sehr viel Herzlichkeit. Das war mein erster Tag in Indien. Drei weitere erlebnisreiche Wochen sollten folgen.

Während dieser Wochen habe ich mit Jesu und Rani und der ganzen Cope-Familie viel erlebt. Wir besuchten die Projekte: die Häuser des Lernens in den Dörfern und die Schule. Wir fuhren nach Trichy und Madurai um die alten Tempel anzusehen und ich wurde zu einer Hochzeit und einer Beerdigung eingeladen. Sehr viele verschiedene Dinge habe ich gesehen und eine Menge interessanter Menschen kennengelernt. Es war meine erste Reise alleine so weit weg von Zuhause und ich bin sehr froh, dass sie mich zur Cope-Familie geführt hat. Alle MitarbeiterInnen waren unglaublich offen und das Essen war unvorstellbar wunderbar. Das muss man selbst erleben. Die, die schon einmal das Glück hatten, bei Cope zu Gast zu sein, wissen, wovon ich schreibe.

Regen aus Europa?

Ihr wisst, dass es in Tamil Nadu sehr heiß und seit Jahren viel zu trocken ist. Umso größer war dann auch die Überraschung, als es auf einmal zu regnen begann. Jesu meinte, ich hätte den Regen aus Deutschland mitgenommen und solle doch bitte mehr davon bringen. Und das kann ich oder besser wir – zumindest indirekt.

Regen ist jetzt eher schwierig zu beschaffen, mit Bildung ist das schon einfacher. Cope unterstützt mehrere Projekte in der Region um Trichy. Das Schule-ermöglichen-Programm, die Häuser des Lernens und eine Schule für wirklich arme Kinder jeder Religion

Derzeit gibt es größere Spannungen zwischen den verschiedenen Religionsgemeinschaften in Indien, umso wichtiger ist es, schon den Kindern zu zeigen, dass es egal ist, ob man Hindu, Christ oder Muslim ist. Wir sind alle Menschen. Am besten lernen die Kinder das, wenn sie mit anderen Religionen in Berührung kommen. Diese Möglichkeit haben sie in der Schule und den Arivahams. Zudem erhalten sie eine Chance auf guten Unterricht und Förderung, was ihnen wegen ihrer Armut ohne Cope verwehrt geblieben wäre.

Die Schulgebühren an anderen guten Schulen sind sehr hoch. In der Schule, die von Cope geleitet wird, gibt es zum Beispiel Tanz und Gesangsunterricht. Ein Privileg, das sonst nur gut situierte Kinder erfahren. Durch Cope erhalten auch ärmere Kinder die Chance auf Kreativität. Und wie ich mit meinen eigenen Augen sehen konnte, nutzen die Kinder diese Chance. Während einer Vorführung demonstrierten mehrere Schüler kleine Theaterstücke in Englisch und führten verschiedenste indische Tänze auf, was mich schwer beeindruckt hat.

Durch den guten Unterricht können die Kinder sich anders auf ihr Leben vorbereiten als mit minderwertiger Bildung. Sie lernen zumindest ein wenig selbstständig zu sein. Das ist in Indien nicht selbstverständlich. Und sie haben so Chancen auf einen Beruf, der respektiert ist und mit dem sie ihr Leben verdienen können.

Bildung ist ein Geschenk

Bildung ist nachhaltige Hilfe und leider nicht selbstverständlich. Das vergessen wir – und ich schreibe jetzt aus meiner Sicht als Schülerin an einem bayrischen Gymnasium – leider sehr oft. Für uns in Europa ist Schule eine lästige Pflicht. Wir sehen gar nicht mehr, was für ein Geschenk wir da eigentlich bekommen haben. Während andere gar keine Möglichkeit erhalten, in die Schule zu gehen. Durch Cope wird das Geschenk von Europa nach Indien weitergereicht. Und verändert dort das Denken von wissbegierigen Kindern, die als Erwachsene dann verantwortlich ihr Umfeld verändern können.

Mein Aufenthalt hier in Indien geht langsam dem Ende zu und ich weiß jetzt schon, dass ich wieder kommen werde. Obwohl ich viel gesehen habe, war es noch nicht genug. Ein ganzer Kontinent und eine völlig fremde Kultur lassen sich auch nicht in drei Wochen entdecken. Ich freue mich auf meinen nächsten Besuch und bedanke mich hier noch einmal bei Cope, dass sie mir all diese Erlebnisse ermöglicht haben.

Paula Schlagbauer

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